
... noch ruht die Natur, die ersten Wildkräuter stehen aber bereits in ihren Startlöchern. Schon jetzt freu ich mich wie Bolle auf die neue Saison, viele wundervolle Kräutertouren und Kräuterworkshops, spannende Begeg-nungen und inspirierende Gespräche mit interessierten Naturliebhabern und Wildkräuterfans ;-) Bevor es wieder losgeht, möchte ich noch kurz die Gelegenheit nutzen, ein riesengroßes Herzensanliegen von mir mit dir zu teilen!
Die Natur schenkt uns so unglaublich viele und vor allem sehr, sehr kostbare Schätze und deshalb sollten wir sie schätzen und schützen, dankbar und vor allem auch achtsam sein, bei dem was wir sammeln, wie wir sammeln und wie wir uns generell in der Natur verhalten!
Mit den ersten Wildkräutern und Wildpflanzen geht auch das Sammeln langsam wieder los. Keine Frage, ich sammle natürlich auch als Kräuterfrau ;-) Aber oft ploppen dann zeitgleich bei Instagram, Facebook und Co. Bilder und Reels auf, die mir tatsächlich immer ein bissle das Herz brechen. Häufig wird einfach viel, viel mehr gesammelt als tatsächlich benötigt wird... gerade im zeitigen Frühjahr sticht es mir immer wieder ins Auge, ganz besonders bei den Haseln und leider auch bei Leuten, die eigentlich wissen sollten, was sie tun! Bis oben hin gefüllte Körbe mit Haselkätzchen. Ich frage mich dann, wofür? Dazu seh ich dann Rezepte, bei denen man zum Teil wirklich viel Pflanzenmaterial braucht, die aber wenig Sinn machen, aber leider doch noch viel zu häufig zum Nachmachen animieren!
Deshalb meine Bitte: Wenn du sammeln gehst, sei dir immer bewusst, dass du, wir alle nur zu Gast in der Natur sind. Frag dich, wie viel brauche ich wirklich? Wofür möchte ich die Wildpflanzen verwenden? Macht das Sinn, was ich hier tue oder eher nicht? Ich möchte weder Moralapostel sein, noch will ich dich belehren, dir aber kurz vor Saisonstart einfach nochmal liebevoll und sanft die Augen fürs achtsame Sammeln öffnen und dich ein bissle dafür sensibilisieren ... glaub nicht alles, was du liest und mach nicht alles nach, was du siehst! Sammle achtsam und bewusst und nur so viel, wie du wirklich benötigst! Es gibt allgemeine Sammelregeln an denen du dich wunderbar orientieren kannst - bei Kräutern gilt die Handstraußregel, bei Knospen die Fingerhutregel!!! Erste Knospen und Blüten sind gerade in und nach der kalten Winterzeit eine sehr, sehr wichtige Futterquelle für Insekten und Vögel. Ansonsten wünsch ich dir natürlich ganz viel Spaß und Freude beim Sammeln ;-)
Ein paar allgemeine Informationen zum Sammeln findest du nachfolgend!

Allgemeines
- Sammle immer nur die Kräuter, die du kennst und zu 100 % sicher bestimmen kannst!
- Sammle immer nur gesunde und saubere Pflanzenteile. Achte auf Fraßspuren und Verfärbungen an der Pflanze und lass diese stehen!
- Beachte immer den Naturschutz und sammle nur Pflanzen, die nicht unter Naturschutz stehen. Die rote Liste der geschützten Pflanzen findest du beim Landesamt für Natur-, Umwelt- und Verbraucherschutz oder hier!
- Nimm Rücksicht auf die Natur und wildlebende Tiere! Ernte niemals alles ab, immer ausreichend stehen lassen, damit sich die Pflanzen fortpflanzen können!
Was benötigest du zum Sammeln?
- ein scharfes Messer oder eine geeignete Schere (am besten Keramik)
- einen kleinen Korb, luftdurchlässige Stoffbeutel oder Papiersäcke, Plastikbeutel hingegen sind eher ungeeignet, sie schaden den Wirkstoffen und dem Aroma, es kann schnell zu Gärung oder Schimmelpilzbildung kommen!
- je nachdem, was du sammeln möchtest, eventuell ein paar Handschuhe
- je nachdem, wie lang du unterwegs bist, eventuell eine Kleinigkeit zu essen und etwas zu trinken ;-)
Wo kannst du sammeln?
Essbare Wildkräuter findest du in unseren Breitengraden überall, aber nicht jeder Standort ist zum Sammeln geeignet. Sammle NICHT
- in der Nähe von Straßen, Autobahnen oder Bahngleisen
- in Industriegebieten, in der Nähe von Mülldeponien oder Militärplätzen
- an Ackerrandstreifen, auf chemisch behandelten Feldern oder in der Nähe von Massentierhaltungen
- auf Privatgrundstücken
- in Naturschutzgebieten oder von Förstern gesperrten Gebieten
Wann solltest du sammeln?
Wildkräuter können das ganze Jahr über gesammelt werden, der richtige Sammelzeitpunkt hängt immer von der Krautart und der gewünschten Verwendung ab:
- Wildgemüse am besten im Frühjahr, wenn es jung und zart ist
- Blätter am besten vor der Blüte
- Blüten kurz nach dem Erblühen (bei den meisten Kräutern zwischen April und September)
- Früchte müssen vollständig reif sein
- Samen erst, wenn das Kraut verblüht ist und die Austrocknung begonnen hat
- Wurzeln im Herbst (zwischen Tagundnachtgleiche und Samhain) oder Frühjahr, bevor die Pflanzen wieder austreiben
- Rinde ganzjährig
Abgesehen vom Jahresverlauf, ist auch auf die richtige Tageszeit und Witterung zu achten:
- nicht bei Regen (außer du sammelst für die direkte Verarbeitung in der Küche), nicht im Morgentau, nicht in der Mittagshitze und nicht bei Gewitterstimmung (bei Gewitterstimmung gesammelte Kräuter verderben schneller)
- nicht bei stark anhaltender Trockenheit
- optimal sind trockenes Wetter und milde Temperaturen, vormittags oder am späten Nachmittag - Kräuter mit hohem Anteil an ätherischen Ölen am besten am späten Vormittag, dann ist der Anteil an ätherischen Ölen in Blättern und Blüten am höchsten
Welche Pflanzenteile kannst du sammeln?
Je nach Kraut und Anwendungsart kannst du folgende Pflanzenteile sammeln:
- Blätter
- Blüten
- Knospen - nie mehr als einen Fingerhut voll!!!
- Früchte
- Samen
- Wurzeln
- Rinde
Wie und wieviel solltest bzw. darfst du ernten?
- Schonend, sammle nur die Teile der Pflanze, die du brauchst und reiße keine ganzen Pflanzen aus, am besten mit einem scharfen Messer oder einer geeigneten Schere (am besten Keramik) abschneiden!
- Stich Wurzeln vorsichtig heraus und verletze dabei keine benachbarten Pflanzen, achte darauf keine riesigen Löcher zu hinterlassen!
- Ernte niemals alles ab! Immer genügend Pflanzen stehen lassen!
Pflanzen nicht mehr als eine Hand voll, Handstraußregel – Knospen nicht mehr als ein Fingerhut voll! - Für den Transport eignen sich luftdurchlässige Körbe, Stoffbeutel oder Papiersäcke! Plastiktüten hingegen sind ungeeignet, sie schaden den Wirkstoffen und dem Aroma, es kann schnell zu Gärung oder Schimmelpilzbildung kommen!
Welche Risiken gibt es?
- Verwechslungsgefahr mit giftigen Pflanzen
- Infektionsgefahr durch Erreger wie z.B. Fuchsbandwurm
- Verträglichkeit – Menge, Kräuter können Allergien und Unverträglichkeiten auslösen, Kräuter können Nebenwirkungen und Wechselwirkungen mit Medikamenten haben
Hinweise auf medizinisches Fachpersonal
Die Anwendung bzw. Verwendung von Wildkräutern kann Allergien, Unverträglichkeiten, Nebenwirkungen sowie Wechselwirkungen mit Medikamenten auslösen. Vor eigener Anwendung, bei ernsthaften Beschwerden, Erkrankungen, Medikamenteneinnahme, Allergien etc. sowie für eine Diagnoseerstellung und entsprechende Therapie ist immer medizinisches Fachpersonal - ein Arzt, Heilpraktiker oder Therapeut – aufzusuchen. Mit ihm sind die Wirkungen und möglichen Nebenwirkungen zu besprechen!
Ein paar weiterführende Informationen, was es mit dem Mond auf sich hat, welche Rolle der Frauendreißiger spielt und wie groß die Gefahr des Fuchsbandwurms tatsächlich ist, erhältst du bei meinen Kräuterwanderungen ;-) Also falls du mal Lust hast, ich freu mich auf dich, die Termine findest du hier!